Merowinger und Karolinger by Becher Matthias

Autor:Becher, Matthias [Becher, Matthias]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Geschichte & History
ISBN: 9783534152094
Herausgeber: WBG
veröffentlicht: 2009-06-14T22:00:00+00:00

Der Erwerb Bayerns und das Bündnis Tassilos mit den Awaren eröffnete den Franken eine neue Gelegenheit, ihre offensive Außenpolitik fortzusetzen. 791 zog Karl von Regensburg aus donauabwärts gegen das vormalige Pannonien, wo der Schwerpunkt des awarischen Reiches lag. Sein Sohn Pippin unternahm von Italien aus ebenfalls einen Kriegszug dorthin. Doch die Awaren wichen einem Kampf aus und ließen den fränkischen Vorstoß ins Leere laufen. Die Awaren waren ein Reitervolk, das aus Innerasien stammte und seit Mitte des 6. Jahrhunderts an Donau und Theiß siedelte. Lange Zeit hatten diese beweglichen Reiterkrieger sowohl im Westen als auch auf dem Balkan mit ihren Plünderungszügen für Angst und Schrecken gesorgt, doch im 8. Jahrhundert hatten sie viel von ihrer Gefährlichkeit eingebüßt. Karls Scheitern blieb nicht ohne Folgen, denn es veranlasste andere Feinde der Franken wie die Sachsen zu neuen Aktionen. Damit nicht genug: Auch Karls ältester Sohn Pippin der Bucklige erhob sich 792/93 gegen ihn. Pippin, der von seinem Vater praktisch von der Erbfolge ausgeschlossen worden war, fand zahlreiche hochadlige Anhänger. Die Vermutung liegt nahe, dass darunter auch Gefolgsleute Tassilos waren. Der Aufstand schlug fehl, und Pippin verschwand für den Rest seines Lebens hinter den Klostermauern von Prüm. Tassilo musste dagegen 794 auf der Synode von Frankfurt erscheinen und ganz offiziell auch im Namen seiner Nachkommen auf sämtliche Herrschaftsrechte verzichten. Erst jetzt war Karls Herrschaft über Bayern wirklich gesichert, denn 788 hatte er wohl zu offensichtlich das Recht gebeugt, als dass der damalige Schauprozess die Absetzung der Agilolfinger legitimieren konnte.

Während Karl sich nun wieder auf Sachsen konzentrierte und sein jüngster Sohn Ludwig die Aufgabe hatte, die Araber in Aquitanien zurückzudrängen, übernahm Pippin von Italien zusammen mit Gerold und dem Markgrafen Erich von Friaul den Kampf gegen die Awaren. Durch innere Streitigkeiten hatten diese sich inzwischen selbst geschwächt, so dass Erich 795 den sogenannten Ring, die Residenz des Khagans in der Pusztaebene, erobern konnte. Als Pippin im Jahr darauf diesen Zug wiederholte, unterwarf sich |82|der Khagan, der awarische Herrscher. Unermesslich reiche Beute fiel den Franken damals in die Hände, Gold und Kleinode, welche die Awaren über Jahrhunderte angehäuft hatten. Karl ließ die Beute zum großen Teil an den Adel und die Kirche verteilen. Einen stattlichen Anteil erhielt auch Papst Leo III., der 796 die Nachfolge Hadrians angetreten hatte. Aber schon lange vor dem Awarensieg hatte Karl eine Stellung erreicht, die nur mit der des oströmischen Kaisers und des Papstes zu vergleichen war. Mit beiden Universalgewalten verkehrte Karl auf Augenhöhe.

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